85 Jahre
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Meitingen St. Wolfgang
1930 als „Katholischer Arbeiterverein“ gegründet. Im Dritten Reich verboten - 1955 Neugründung als „Katholisches Werkvolk“ 1971 erfolgte die Namensänderung: „Katholische Arbeitnehmer- Bewegung“ KAB Die Gründung des Arbeitervereins erfolgte in einer Zeit, in der die Vereine allgemein und die kirchlichen Organisationen ganz besonders den Druck der Naziregierung zu spüren bekamen. Ich meine wir sollten und müssen gerade in den Tagen an denen an das Kriegsende vor 70 Jahren erinnert wird, im besonderen an jene Personen denken, die sich gegen diese Diktatur stellten und dafür mit Haftstrafen belegt, oder in Konzentrationslagern unschuldig gepeinigt und mit ihrem Leben bezahlten. Aber zunächst zur Gründungszeit der KAB Ortsgruppe Meitingen. Fast zwei Jahrhunderte gehörte Meitingen kirchlich zur Pfarrei Herbertshofen. Teilweise auch zu Westendorf. Meitingen besaß etwa seit 1750 eine kleine Kirche und ein Benefizienhaus das mehr oder weniger bewohnbar war. Der Gemeinderat stellte über Jahre Gesuche an das Ordinariat um einen eigenen Seelsorger zu bekommen, dies wurde immer abgelehnt. Erst im Jahre 1927 kam überraschend aus Augsburg die Anfrage, in wie weit das Benefizienhaus bewohnbar ist, und die Gemeinde sich am Gehalt des Pfarrers beteiligen würde. (Pfarrer Ried aus Osterbuch hatte im Jahre 1756 eine Stiftung zur Errichtung eines Benefiziums mit 4000 Gulden gespendet). Nachdem die Forderung des Ordinariats das bestehende Benefizienhaus zu renovieren und der Gehaltsanteil von Seiten der Gemeinde geregelt war, konnte am 16. August 1927 Benefiziat, Kaplan Ernst Ritter aus Augsburg einziehen. Kaplan Ritter muss ein bescheidener aber aufgeschlossener, rühriger und leutseliger Geistlicher gewesen sein. Die Förderung des Kirchenbauvereins bzw. der Bau der heutigen St. Wolfgangs-kirche wurde durch ihn vorangetrieben. (14. Mai 1929 Abbruch der alten Kirche und zwei Jahre später am 14. Mai 1931 bereits die Einweihung der neuen Kirche). Exp. Ritter hatte wohl Kontakt zum damaligen Arbeitersekretär der Diözese Augsburg Hans Adlhoch, den er mehrmals zu Vorträgen und Informationsveranstaltungen über die in dieser Zeit anstehenden sozialpolitischen Fragen eingeladen hat. Und so schloss sich eine Gruppe von 19 Männern zusammen, die bereits im November 1929 den „Katholischen Arbeiterverein“ gründeten. Im März 1930, bei einer außerordentlich gut besuchten Generalversammlung wurde dann die Gründung besiegelt. Den Rechenschaftsbericht erstattete Präses Ritter. Als Vorstand wurde in dieser Versammlung Ludwig Biederwolf gewählt. Karl Liepert wurde Kassenwart. Der Vortrag von Hans Adlhoch bei dieser Versammlung über die Invalidenversicherung wurde mit großem Interesse aufgenommen. Bürgermeister Hans Koch dankte dem Referenten für seinen Vortrag und stellte weiter fest: Der junge Kath. Arbeiterverein steht fest da, so dass ganz begründete Aussicht besteht, dass er auch weiterhin unter der rührigen Führung seines Präses Benefiziat Ritter blüht und gedeiht. Mit dem Wahlspruch „Gott segne die christliche Arbeit „ und einem Lied wurden die Versammlungen immer begonnen und beendet. Ritter hat wohl auch mit Dr. Metzger zusammengearbeitet, der, so aus Erzählungen u.a. von Liepert, den neuen Arbeiterverein ebenfalls unterstützte. Dr. Metzger wurde in Berlin durch das Fallbeil am 17. April 1944 hingerichtet. Eine seiner letzten Worte: „Ich gehe mit frohem Herzen in den Tod – nein ins Leben, wie ich glaube“. Exp. Ritter stiftete dem Verein eine Fahne um bei (öffentlichen) kirchlichen Auftritten wie Fronleichnam präsent sein zu können. (Fahnenschaft mit dem Hammerkreuz ist vorhanden, die Fahne selbst ist nicht auffindbar). Er war ein absoluter Gegner des „Dritten Reich“ und wurde dafür zu mehreren Wochen Haftstrafe verurteilt. Mit der Gleichschaltung im Dritten Reich wurde auch der Arbeiterverein verboten. Einige Männer trafen sich in der Zeit des Dritten Reichs zum Schafkopf im Pfarrhof. 1937 wurde Ritter von Meitingen abberufen. Zu Hans Adlhoch. Hans Adlhoch war Mitglied im Augsburger Stadtrat und im Reichstag. Wegen seiner kritischen Haltung zum Dritten Reich kam er mehrmals in „Schutzhaft“. Von April bis Oktober 1935 das ersten mal ins KZ Dachau. Ab 19. Jan. 1944 bis Kriegsende wiederum nach Dachau. Auf dem Weg in die sogenannte Freiheit am 26. April 1945 mit noch 14000 Häftlingen brach Adlhoch zusammen. Am 21. Mai 45 starb er in einem ungarischen Militärlatzarett in München. Seine letzten Worte waren: „Wenn ich sterbe, sterbe ich für Christus“. In Meitingen wurde auf unsere Anregung hin eine Straße nach ihm benannt. Die Gründung des Werkvolks 1955. Karl Liepert, der bereits 1930 dem Arbeiterverein beigetreten war, war der Motor zur Neugründung des Arbeitervereins 1955. Zwischenzeitlich als „Werkvolk“ umbenannt. Pfarrer Johann Radinger war erster Präses. (Radinger war von 1937 bis 1941 Expositus und 1941 mit der Errichtung der eigenständigen Pfarrei Pfarrer von Meitingen bis 1981). Unter der Leitung von Liepert wurden viele Aktivitäten gestartet. Hier sind zu nennen sozialpolitische Vorträge, aber auch gesellige Veranstaltungen und Ausflüge. Hervorzuheben sind u. a. der Arbeitnehmertag 1978 auf Kreisebene in der Gemeindehalle mit Prälat Alfred Sauer als Hauptzelebrant und Prediger. Mit dem Konzil und der damit verbundenen Messfeier zum Volk, spendete die Werkvolk-gruppe den zunächst provisorischen Volksaltar. Die Seniorennachmittage mit Kaffee und Kuchen wurden in erster Linie von KAB Mitgliedern ausgerichtet und auch gesellig gestaltet. Karl Liepert starb im Alter von 101 Jahr. 1973 gab Karl Liepert den Vorsitz an Helmut Tanzer ab. Neu war die Bestellung einer Frauenvorsitzenden. Dieses Amt wurde Frieda Schuster übertragen. Beide führten die Aktivitäten von Liepert weiter. CAH Kirchentürsammlungen, aber auch die Sammlungen der Caritas, wurden in dieser Zeit von den Mitgliedern weitgehend übernommen. Nach 9 Jahren, 1982 gab Helmut Tanzer den Vorsitz an mich ab. Zur Vorsitzenden der Frauen wurde im gleichen Jahr Josefine Stuhlmüller gewählt. Die Veranstaltungen auf Kreisebene u. a. in der Wieskirche oder in Rühlingstetten wurden von unseren Mitglieder rege wahrgenommen. Die Verpflegung bei Wochenendveranstaltungen in Rühlingstetten haben fast ausschließlich unsere Frauen übernommen. Unser KAB-Banner wurde von unserem KAB-Mitglied Anna Kaiser genäht. 1987 übernahm Anna Hauser den Vorsitz der Frauen. Eine gemeinsame Aktion mit der KAB Herbertshofen/Erlingen war bei der Markterhebung 1989 der Blumenwagen mit unserem KAB-Zeichen, dem Hammerkreuz. Die Kosten der Restaurierung des Hl. Josefs aus der alten Kirche wurde von uns bestritten. Mehrere Betriebsbesuche bei SGL u.a. mit Weihbischof Müller, Diözesanpräses Martin Bummele und unseren Ortspräses wurden von uns organisiert. Ebenso beteiligten wir uns bei Kundgebungen und Warnstreiks z.B. bei Michhalke, Schlecker und an Maikundgebungen in Augsburg und Donauwörth. Seit April 2013 führt ein Leitungsteam die Geschicke des Ortsverbandes. Ihm gehören an: Anne Hauser; Wilhelm Golling; Gerlinde Schwegler; Roman Margazyn; Gottfried Kröner; Franz Schaffer. Die CAH Spendenaktion wurde durch das Angebot von „Hyazinthenzwiebel“ verändert. Die alljährliche Waldadventfeier im Maria Elend, in erster Linie unter der Organisation von Hermann Dirr durchgeführt mit anschl. Ausklang im Pfarrheim findet seit über 25 Jahren großer Beliebtheit. (Busunternehmer Meier stellt dazu zwei Busse zur Verfügung). Seit über 25 Jahren laden wir zum Fastenessen mit Pellkartoffen und verschiedenen Quarkspeisen ein, deren Erlös kommt sozialen oder kirchlichen Einrichtungen zugute. Wir gestalten Kreuzweg- u. Maiandachten, eine Gebetstunde an Gründonnerstag. An Fronleichnam erstellen wir einen Altar und beteiligen uns an der Prozession. Die jeweilige Ulrichswallfahrt der Frauen und Männer nach Augsburg ist im Programm. Seit einigen Jahren beteiligen wir uns am Ferienprogramm der Gemeinde. Die Angebote von Seniorenfahrten und Konzerten des KAB Bezirksverbands werden immer gut angenommen. Die Teilnahme beim Kriegergedenken gehört zum festen Programm. Wir arbeiten mit der KAB Herbertshofen /Erlingen und der Kolpingsfamilie und dem Kath. Frauenbund Meitingen gut zusammen. Mitglieder der KAB stellen und stellten sich als Betriebs- und Personalrat, als Arbeitsrichter, als Sozialrichter, Gemeinde- u. Kreisräte zu Verfügung. Aber auch in den kirchlichen Gremien, wie PGR, Kirchenverwaltung, als Lektoren, Kommunionhelfer und bei Festlichkeiten in der Pfarrei sind wir zur Mitarbeit bereit. Danke: Allen die seit der Gründung unserer KAB Ortsgruppe Mitgeholfen haben vor allem unseren Mitgliedern, Förderern und Unterstützern ein herzliches Dankeschön. Ein herzliches Dankeschön: Für die Unterstützung von den Sekretären und den Mitarbeitern des KAB Büros in Augsburg und den Präses der Diözese. Den Ortsgeistlichen die gleichzeitig uns als Präses zur Seite standen. Der politischen Gemeinde für die jährliche, finanzielle Unterstützung. Zusammenfassung der KAB Führung von 1930 bis 2015 Präses: 1930 bis 1937 Benefiziat Ritter 1955 bis 1981 Johann Radinger Kaplan Josef Pilmeier u. Josef Meggle 1981 bis 1987 Josef Hosp 1987 bis 2008 Wilhelm Zettler 2008 bis 2014 Johnson Puthuva 2015 bis Sept. Thomas Gerstlacher Daniel Musiitwa (Uganda) Vorsitzende: 1930 bis 1934 Ludwig Biederwolf 1955 bis 1973 Karl Liepert 1973 bis 1982 Helmut Tanzer 1973 bis 1982 Frieda Schuster 1982 bis 1987 Josefine Stuhlmüller 1982 bis 2013 Franz Schaffer 1987 bis 2013 Anna Hauser Kassierer: 1955 bis 1973 Michael Dreher 1973 bis 2005 Anton Süssner seit 2005 Walter Hauser. Schriftführer. 1955 bis 1973 Karl Liepert 1973 bis 2005 Hubert Saule 2005 bis 2013 Dieter Grimm ab 2013 Leitungsteam Zusammengestellt aus Unterlagen und Berichten von Meitinger Bürgern für den 1. Mai 2015 Franz Schaffer |